Montag, 30. Juni 2014

Symptothermale Methode im Schnelldurchlauf


Oder: wieso Verhütung durch Zyklusbeobachtung eigentlich überhaupt nicht kompliziert ist


Ich bin ein großer Fan der Zyklusbeobachtung. Ich liebe nicht nur die Möglichkeit so schön selbstbestimmt, partnerschaftlich und natürlich verhüten zu können, sondern auch den Effekt der sich nach einer Weile Beobachtung seiner ureigenen Weiblichkeit einstellt: die zarten Sprossen der Faszination, des Respekts und letztendlich der Liebe sich selbst und seinem wundersamen Frauenkörper gegenüber. Das ist etwas, was wir Menschen heute wirklich gut gebrauchen können. Ich möchte nicht strikt in die beiden Geschlechter zerteilen, ich denke Selbstliebe ist ein Thema das alle Menschen angeht, aber vielen Frauen der westlichen Welt ist ihr Äußeres so wichtig, dass ihr Inneres oft angeschlagen hinterher hinkt. Mit angeschlagen meine ich hier, dass einfach viele, viele mit dieser Prioritätensetzung eigentlich unglaublich unglücklich sind. Aber Selbstliebe und Selbstakzeptanz, ganz unabhängig von seinen Leistungen, seinem Können und vor allem seinem Aussehen kann wirklich eine Hürde darstellen. Meist kommt das nicht über Nacht.
Deswegen beobachte ich immer wieder überglücklich, wie sich Frauen und Mädchen anfangen mehr von innen heraus zu respektieren, wenn sie das Wunderwerk ihres so individuellen Körpers Stück für Stück beim monatlichen Zyklus-Auf-und-Ab beobachten können. Ist erst mal die Vorstellung vom Fließbandprodukt Frau wahrhaftig geknackt, fangen alle diese Frauen an von innen heraus zu strahlen.

Deswegen liegt mir die Verbreitung dieser Möglichkeit wirklich am Herzen. Ich denke dass mit diesem kleinen, praktischen Hilfsmittel viel Heilung in vielen Frauenherzen angestupst werden kann.

Viele sind das erste Mal etwas geplättet von der anscheinend so reißenden Flut an Informationen auf dem Gebiet. Ich hab schon oft gehört, dass es ja ganz schön kompliziert sei.
Kompliziert ist die Zyklusbeobachtung nicht. Es kann höchstens kompliziert erklärt werden :-)
Deswegen möchte ich hiermit noch einmal die wichtigsten Fakten zur symptothermalen Methode zusammenfassen:




1. Der weibliche Zyklus hat den Zweck allmonatlich eine Schwangerschaft zu ermöglichen. Der Zyklus beginnt damit den weiblichen Körper auf eine Schwangerschaft vor zubereiten. Diese Vorbereitung ist deutlich an bestimmten Symptomen zu erkennen, die uns aufzeigen, wann es 'gefährlich' wird Sex zu haben, wenn wir eine Schwangerschaft nicht wünschen.
2. Nach der Blutung ist der Gebärmutterhals kurz und fest, der Muttermund geschlossen. Das ist auch zu spüren, wenn man (am besten in der Hocke mit dem Zeige- und/oder Mittelfinger) danach tastet. Die Flüssigkeit am Zervix (Zervixschleim) ist so dickflüssig, das sie als Pfropfen vor dem Muttermund liegt und keine Spermien in die Gebärmutter vordringen lässt. Meist spürt man in diesem Tagen keine Flüssigkeit und auch im Slip ist nichts zu sehen.
3. Meist 6-8 Tage vor der Eisprungzeit, sind die langsam ansteigenden Hormonkonzentrationen ausreichend hoch um sagen zu können, dass er Körper anfängt sich auf eine potentielle Schwangerschaft vorbereitet. Diese Zeit gilt als fruchtbar, da sich Spermien, die in diesem Zeitraum in den weiblichen Schoß gelangen, die Chance haben bis zum Eisprung auszuharren. Da der weibliche Körper diesen 'Eisprungcountdown' eindeutig anzeigt, kann man, in dem man z.B. zusätzlich mechanisch verhütet, sicher verhüten. Symptome die alle Frauen aufzeigen sind die so oft erwähnte Veränderung des Zervixschleims und der Muttermundlage.
4. Zum Eisprung hin wird die Flüssigkeit am Gebärmutterhals (Zervix) immer flüssiger und durchlässiger. Das hat damit zu tun, dass sie sich an die Konsistenz des Spermienflüssigkeit 'anpassen' (ganz grob gesagt :-)). Kurz vor und um den Eisprung, in der Zeit der stärksten Furchtbarkeit, ist der Zervixschleim schließlich sehr flüssig, ziehbar und hat die ungefähre Konsistenz und Farbe von Eiklar.
5. Der Muttermund wird in dieser Zeit der Vorbereitung immer weiter, der Gebärmutterhals wird immer weicher und streckt sich meist, so dass er weniger gut zu tasten ist, da er sich nach oben verschiebt.
6. Die meisten Frauen haben ihre ganz individuellen zusätzlichen Symptome. Manche verspüren verstärkte Lust, manche bemerken eine Veränderung im Geruch, in ihrem Verhalten, in ihrem Stuhl … es ist spannend das heraus zu finden. Aber um zu erkennen, wann man aufs Liebe machen verzichten sollte, wenn eine Schwangerschaft verhindert werden soll, ist eigentlich nur ein Symptom notwendig, das man gut erkennen kann (ich z.B. komme besser damit zurecht nur nach dem Muttermund zu tasten)
7. Nach dem Eisprung (ganz genau kann man nie sagen wann das Ei nun springt, das ist auch nicht nötig) ist die Eizelle eigentlich nur eine kurze Zeit befruchtbar, da sie nicht überleben kann, wenn sie keine Möglichkeit hat sich in die Gebärmutterschleimhaut einzunisten. Das kann sie nur, wenn sie befruchtet wird. Wird sie nicht schnell genug befruchtet, geht die Eizelle zugrunde.
8. Nach dem Eisprung steigt die Körperkerntemperatur über einige (meist 3-4 Tage) allmählich an und bleibt dann auf einem ähnlich höheren Niveau als zum Anfang des Zyklus'. Deswegen ist es wichtig den ganzen Zyklus über die Körperkerntemperatur zu messen. Einmal auf diesen Temperaturplateau angekommen, ist Frau sicher unfruchtbar. Der Muttermund wird in dieser Zeit spürbar enger und der Zervix immer fester. Der Zervixschleim wird wieder weißer und dicklicher.
9. Bis zur Blutung ist das Herzeln ungefährlich, weil die fruchtbare Zeit sicher vorbei ist. Nach der Blutung geht es wieder von vorn los.

Das sind die wichtigsten Fakten, einmal recht kurz zusammen gefasst. Die ganzen anderen kleinen Kniffe kann man sich nach und nach in einem Buch über die symptothermale Methode anlesen. Aber kompliziert ist es eigentlich wirklich nicht.
Vielleicht konnte das für den ein oder anderen noch mal etwas mehr Struktur ins Verstehen bringen.
Weiterhin viel Spaß beim Kennen lernen und entdecken.

Eure

2 Kommentare:

  1. Ich verhüte jetzt auch schon seit fast einem Jahr natürlich! Das war einer der besten Entscheidungen, die ich in meinem Leben getroffen habe: Die Pille absetzen und natürlich verhüten. Nicht nur habe ich dieses grausame Gefühl abgestellt, jeden Tag eine kleine Tablette zu nehmen, die ich gar nicht will, sondern ich habe auch ein wunderbares Gefühl für meinen Körper und meinen Zyklus bekommen. Dieses Selbstbewusstsein, das damit gekommen ist, ist einzigartig!

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  2. Ich bin auch vor vielen Jahren auf natürlich Verhütung umgestiegen, erst sensiplan, mittlerweile aber cyclotest myway (weil der Computer die Methode doch erleichtert und einfach besser in meinen Alltag passt) und ich bin wirklich extrem zufrieden. Es ist einfach ein ganz anderes Körpergefühl als mit Hormonen und ich finde es einfach faszinierend über meinen Zyklus so viel zu erfahren! Es ist richtig befreiend!!! Ich kann es mittlerweile gar nicht mehr nachvollziehen, wie ich mich über so viele Jahre hinweg mit Hormonen zupumpen konnte ...

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