Oder: wieso Verhütung durch
Zyklusbeobachtung eigentlich überhaupt nicht kompliziert ist
Ich bin ein großer Fan der
Zyklusbeobachtung. Ich liebe nicht nur die Möglichkeit so schön
selbstbestimmt, partnerschaftlich und natürlich verhüten zu können,
sondern auch den Effekt der sich nach einer Weile Beobachtung seiner
ureigenen Weiblichkeit einstellt: die zarten Sprossen der
Faszination, des Respekts und letztendlich der Liebe sich selbst und
seinem wundersamen Frauenkörper gegenüber. Das ist etwas, was wir
Menschen heute wirklich gut gebrauchen können. Ich möchte nicht
strikt in die beiden Geschlechter zerteilen, ich denke Selbstliebe
ist ein Thema das alle Menschen angeht, aber vielen Frauen der
westlichen Welt ist ihr Äußeres so wichtig, dass ihr Inneres oft
angeschlagen hinterher hinkt. Mit angeschlagen meine ich hier, dass
einfach viele, viele mit dieser Prioritätensetzung eigentlich
unglaublich unglücklich sind. Aber Selbstliebe und Selbstakzeptanz,
ganz unabhängig von seinen Leistungen, seinem Können und vor allem
seinem Aussehen kann wirklich eine Hürde darstellen. Meist kommt das
nicht über Nacht.
Deswegen beobachte ich immer wieder
überglücklich, wie sich Frauen und Mädchen anfangen mehr von innen
heraus zu respektieren, wenn sie das Wunderwerk ihres so
individuellen Körpers Stück für Stück beim monatlichen
Zyklus-Auf-und-Ab beobachten können. Ist erst mal die Vorstellung
vom Fließbandprodukt Frau wahrhaftig geknackt, fangen alle diese
Frauen an von innen heraus zu strahlen.
Deswegen liegt mir die Verbreitung
dieser Möglichkeit wirklich am Herzen. Ich denke dass mit diesem
kleinen, praktischen Hilfsmittel viel Heilung in vielen Frauenherzen
angestupst werden kann.
Viele sind das erste Mal etwas
geplättet von der anscheinend so reißenden Flut an Informationen
auf dem Gebiet. Ich hab schon oft gehört, dass es ja ganz schön
kompliziert sei.
Kompliziert ist die Zyklusbeobachtung
nicht. Es kann höchstens kompliziert erklärt werden :-)
Deswegen möchte ich hiermit noch
einmal die wichtigsten Fakten zur symptothermalen Methode
zusammenfassen:
1. Der weibliche Zyklus hat den Zweck
allmonatlich eine Schwangerschaft zu ermöglichen. Der Zyklus beginnt
damit den weiblichen Körper auf eine Schwangerschaft vor zubereiten.
Diese Vorbereitung ist deutlich an bestimmten Symptomen zu erkennen,
die uns aufzeigen, wann es 'gefährlich' wird Sex zu haben, wenn wir
eine Schwangerschaft nicht wünschen.
2. Nach der Blutung ist der
Gebärmutterhals kurz und fest, der Muttermund geschlossen. Das ist
auch zu spüren, wenn man (am besten in der Hocke mit dem Zeige-
und/oder Mittelfinger) danach tastet. Die Flüssigkeit am Zervix
(Zervixschleim) ist so dickflüssig, das sie als Pfropfen vor dem
Muttermund liegt und keine Spermien in die Gebärmutter vordringen
lässt. Meist spürt man in diesem Tagen keine Flüssigkeit und auch
im Slip ist nichts zu sehen.
3. Meist 6-8 Tage vor der Eisprungzeit,
sind die langsam ansteigenden Hormonkonzentrationen ausreichend hoch
um sagen zu können, dass er Körper anfängt sich auf eine
potentielle Schwangerschaft vorbereitet. Diese Zeit gilt als
fruchtbar, da sich Spermien, die in diesem Zeitraum in den weiblichen
Schoß gelangen, die Chance haben bis zum Eisprung auszuharren. Da
der weibliche Körper diesen 'Eisprungcountdown' eindeutig anzeigt,
kann man, in dem man z.B. zusätzlich mechanisch verhütet, sicher
verhüten. Symptome die alle Frauen aufzeigen sind die so oft
erwähnte Veränderung des Zervixschleims und der Muttermundlage.
4. Zum Eisprung hin wird die
Flüssigkeit am Gebärmutterhals (Zervix) immer flüssiger und
durchlässiger. Das hat damit zu tun, dass sie sich an die Konsistenz
des Spermienflüssigkeit 'anpassen' (ganz grob gesagt :-)). Kurz vor
und um den Eisprung, in der Zeit der stärksten Furchtbarkeit, ist
der Zervixschleim schließlich sehr flüssig, ziehbar und hat die
ungefähre Konsistenz und Farbe von Eiklar.
5. Der Muttermund wird in dieser Zeit
der Vorbereitung immer weiter, der Gebärmutterhals wird immer
weicher und streckt sich meist, so dass er weniger gut zu tasten ist,
da er sich nach oben verschiebt.
6. Die meisten Frauen haben ihre ganz
individuellen zusätzlichen Symptome. Manche verspüren verstärkte
Lust, manche bemerken eine Veränderung im Geruch, in ihrem
Verhalten, in ihrem Stuhl … es ist spannend das heraus zu finden.
Aber um zu erkennen, wann man aufs Liebe machen verzichten sollte,
wenn eine Schwangerschaft verhindert werden soll, ist eigentlich nur
ein Symptom notwendig, das man gut erkennen kann (ich z.B. komme
besser damit zurecht nur nach dem Muttermund zu tasten)
7. Nach dem Eisprung (ganz genau kann
man nie sagen wann das Ei nun springt, das ist auch nicht nötig) ist
die Eizelle eigentlich nur eine kurze Zeit befruchtbar, da sie nicht
überleben kann, wenn sie keine Möglichkeit hat sich in die
Gebärmutterschleimhaut einzunisten. Das kann sie nur, wenn sie
befruchtet wird. Wird sie nicht schnell genug befruchtet, geht die
Eizelle zugrunde.
8. Nach dem Eisprung steigt die
Körperkerntemperatur über einige (meist 3-4 Tage) allmählich an
und bleibt dann auf einem ähnlich höheren Niveau als zum Anfang des
Zyklus'. Deswegen ist es wichtig den ganzen Zyklus über die
Körperkerntemperatur zu messen. Einmal auf diesen Temperaturplateau
angekommen, ist Frau sicher unfruchtbar. Der Muttermund wird in
dieser Zeit spürbar enger und der Zervix immer fester. Der
Zervixschleim wird wieder weißer und dicklicher.
9. Bis zur Blutung ist das Herzeln
ungefährlich, weil die fruchtbare Zeit sicher vorbei ist. Nach der
Blutung geht es wieder von vorn los.
Das sind die wichtigsten Fakten, einmal
recht kurz zusammen gefasst. Die ganzen anderen kleinen Kniffe kann
man sich nach und nach in einem Buch über die symptothermale Methode
anlesen. Aber kompliziert ist es eigentlich wirklich nicht.
Vielleicht konnte das für den ein oder
anderen noch mal etwas mehr Struktur ins Verstehen bringen.
Weiterhin viel Spaß beim Kennen lernen
und entdecken.
Eure
Ich verhüte jetzt auch schon seit fast einem Jahr natürlich! Das war einer der besten Entscheidungen, die ich in meinem Leben getroffen habe: Die Pille absetzen und natürlich verhüten. Nicht nur habe ich dieses grausame Gefühl abgestellt, jeden Tag eine kleine Tablette zu nehmen, die ich gar nicht will, sondern ich habe auch ein wunderbares Gefühl für meinen Körper und meinen Zyklus bekommen. Dieses Selbstbewusstsein, das damit gekommen ist, ist einzigartig!
AntwortenLöschenIch bin auch vor vielen Jahren auf natürlich Verhütung umgestiegen, erst sensiplan, mittlerweile aber cyclotest myway (weil der Computer die Methode doch erleichtert und einfach besser in meinen Alltag passt) und ich bin wirklich extrem zufrieden. Es ist einfach ein ganz anderes Körpergefühl als mit Hormonen und ich finde es einfach faszinierend über meinen Zyklus so viel zu erfahren! Es ist richtig befreiend!!! Ich kann es mittlerweile gar nicht mehr nachvollziehen, wie ich mich über so viele Jahre hinweg mit Hormonen zupumpen konnte ...
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